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Der Winzer mit dem grünen Daumen

Worms-Abenheim, Germany



    

                                                        

Wer über die Entwicklung des Weins oder die Geschichte Rheinhessens mehr erfahren möchte, ist Christoph Lösch in Worms-Abenheim, Winzer aus Leidenschaft, genau die richtige Adresse. Weingut Klosterhof-Lösch. Christoph, ein gelernter Speditionskaufmann, übernahm den elterlichen Betrieb im Jahr 2014. Auf die Frage, warum er sich beruflich umentschied, sagt er mit einem frechen Grinsen: „Ich hatte einfach keine Lust mehr, ins Büro zu fahren. Ich wollte wie mein Vater sein, und einfach zuhause bleiben.“



Dass das Leben als „Home-Office-Winzer“ kein Kinderspiel werden würde, wird ihm wohl klar gewesen sein. Ein harter Job und mit vielen Stunden Knochenarbeit verbunden. Heute leitet Christoph das Weingut mithilfe seines Vaters und hat nur einen festen Angestellten.



GREAT WINE CAPITALS AWARD-WINNER


Für sein touristisches Angebot wurde Christoph zum Great Wine Capitals Global Network Best of Wine Tourism Award Winner 2024 gekürt. Ein geborener Gastgeber und mit Worms-Abenheim eng verbunden.


Das Zeichen, das in Flonheimer Sandstein gemeißelt auf dem Hof zu finden und auf seinen Weinetiketten abgebildet ist, begleitet ihn seit seiner Jugend. Ein Kreuz – ein Herz – ein Anker: für Christoph, Symbole der Glaube – Liebe – Hoffnung. Sein leidenschaftliches Herz, das für seine Weinberge brennt und darin verankert ist, schöpft zugleich die nötige Energie aus der Natur und findet darin Halt.



SYMBOLIK


Weingut Klosterhof, ein ehemaliger Zehnthof der Wormser Zisterzienserinnen und im 15. Jahrhundert zuerst urkundlich erwähnt, verbirgt viel Geschichte. Geschichten zu erzählen, fällt auch Christoph leicht. Ob über seine Familie, von der Gegend, humorige Anekdoten oder Insider-Wissen: Seine Leidenschaft springt rüber.



Hinzu kommt ein großes Interesse für die Pflanzenkunde und daraus entstand den 2006 gestalteten Kräutergarten. Nach den Symbolen der Pilger- und Lebenswege hat Christoph ihn an dem Ort, wo früher der Kegelgarten seines Opas stand, angelegt. Heute, gehört er zu den 100 schönsten Gärten Deutschlands.



Auf einer etwa 400 m2 Gartenfläche pflegt zertifizierte Gartenführer Christoph Lösch über 2000 verschiedene Pflanzen, darunter viele autochthone Sorten, Kräuter und Obstbäume, wie die eher seltene Napoleons Kirsche, auch Große Prinzessin genannt.


DIE SUCHE NACH HAUSNUMMER 14 

 

Um den Klosterhof zu besuchen, kommen seine Gäste von weither angereist. In Kooperation mit namhaften Online-Anbietern organisiert das Weingut Klosterhof noch neben der Weinproduktion eine Vielfalt an Weinerlebnissen.


An jenem Tag wurde ich und etwa 16 weiteren Gästen mit einem erfrischenden und spritzigen 2021er Blanc de Blanc BRUT NATUR Winzersekt aus dem Klosterhofkeller begrüßt. Hausnummer 14 der Treffpunkt, und der unscheinbare Eingang zum Kräutergarten.


Der Garten, ursprünglich in drei Räume unterteilt: den Schattengarten, den Wildgarten und den Bauerngarten, fließt heute ineinander über. Die Pflanzen suchten sich selbst ihre Plätze aus, haben einen eigenen Kopf und wissen, wo sie sich eher wohl fühlen. Wie der Herr, so's Gscherr, denn auch Christoph weiß sich – auf einer unterhaltsamen, aber bestimmten Art und Weise – durchzusetzen.


GESCHICHTEN ERZÄHLER


Im Kräutergarten konnten die interessierten Besucher erfahren (und selbst probieren) warum früher ältere Damen einen Rosmarinzweig in ihren Kirchenbüchern legten, wonach die Blüten der Ackerwinde schmecken, welche Wirkung die umstrittene Wermutpflanze (Artemisia Absinthium) je nach Dosis auf die Hirnströmung haben kann, und welcher Farn-Art nach Lakritz schmeckt und riecht.



Welches wertvolle Tierchen die Blätter der Schwarzen Maulbeere massenweise frisst, ein Baum, dessen Früchte eher für am Straßenrand parkende Autos Ärger sorgen, warum der Buchsbaum in den Bauerngärten angepflanzt wurde und später beim Ortgang, was die Größe und Form eines ehemaligen Hoftors zu bedeuten hat.



In der Pfarrkirche St. Bonifatius auf dem Weg zu seinen Weingärten angekommen, wurden weitere Anekdoten von Christoph erzählt. An ihm ist definitiv ein Schauspieler verloren gegangen. Mit viel Herzblut, vollem Körpereinsatz, ausdrucksstark (vor allem im Gesicht), Witz und teils doppeldeutiger Wortwahl erklärte er die Bedeutung der Kirchenfenster, die abgebildeten Heiligen, warum in der Kirche eine Hippe zu finden ist und wie es sein kann, dass man im Mainzer Becken vor längerer Zeit lieber nicht schwimmen gegangen wäre.



Wie ihr merkt, zu dieser Führung gehören nicht nur eine Weinwanderung und eine kulinarische Weinprobe.


DER HÖHEPUNKT


Oben an der Sankt-Michaels-Kapelle angekommen, hatten wir in der Weinbergs Lage „Abenheimer Klausenberg“ laut Christoph – zwinkernd – den Höhepunkt des Tages erreicht. Geographisch gesehen korrekt, aber noch war der Tag nicht lange zu Ende.



Hoch über Worms-Abenheim und an dem um 975 erstmals erwähnten Wahrzeichen des Orts hat man einen wunderbaren Blick über das gesamte Worms-Abenheimer Areal. Vor einigen Jahren legte Christoph in der Klausenberg-Weinlage einen Reben-Schaugarten an und ausnahmsweise durften wir die Trauben probieren.



Ganz offiziell konnten wir Riesling-Trauben, Blauer Muskateller, Huxelrebe und die Ur-Ur-Ur-Großmutter des Gewürztraminers – dem Weißen Traminer „stoppeln“. Für Wanderer geht hier der rheinhessische Jakobsweg und der „Lutherweg 1521“ vorbei und für alle Kunstfans unter Ihnen verläuft der Abenheimer Skulpturenweg gerade nebenan.



DIE VERSTÄNDIGUNG


Funde aus verschiedenen Zeit-Epochen - wie der Steinzeitjäger-, Germanen-, Römer-, Burgunder- und Frankenzeit, wobei Letztere die Begründer von Abenheim waren - sind ein Zeichen der sich öfters wechselnde Herrschaft der Region. So ist es nicht verwunderlich, dass durch die viele verschiedene kulturelle Einflüsse in Rheinhessen nicht nur ein anderer Wind weht. Hier ist vor allem die Sprache anders, gar eine Herausforderung für Besucher denn: Rhoihessisch werd in Rhoihesse gebabbld un iss e pälzischi Variånd. 



Rhoihesse hod zur Palz un pälzische Bischdima ghead, eh dosses noode Bfraiunggriesche noo Hesse kumme is. Rhoihessisch gheerd zu de Weschtmiddeldaitsche Schbrooch unn werd dodrin em Rhoifrängische zugeordnd. Rhoihessisch ist jedenfalls eine sehr direkte Sprache, wenn Sie es einmal zu deuten wissen, und eine, die auch Christoph spricht.

Ein Mann dem „man nix verzeehle' kann''.


Daran gewöhnten sich seine Gäste schnell – take it or leave it, das Motto – und nach viereinhalb kurzweiligen Stunden wussten gar die Saarländer, wie man ein Weinglas zu halten hat. 



EBBES MIT BROT

 

Christoph Lösch ist Vegetarier beziehungsweise mag im normalen Fall kein Fleisch. Trotzdem isst er liebend gerne ein „Lebberworschtbrot“. Zu unserer Genussreise in den Wonnegau gehörten eher Oliven, Oleander und Oregano, was mich zu der Kulinarik führt. Ein 6-gängiges Wein-Genuss-Menu mit passenden Begleitweinen rundete das Event am Abend ab.



In Christophs Hof, umgeben von Olivenbäumen und Oleandersträuchern, herrscht toskanisches Flair. Am mit frischen Früchten der Region gedeckten Tisch saßen wir wie in Italien und alle sechs ausgesuchten Weine passten hervorragend zu ihren Speisen. 



Ob Tomaten-Kaltschale mit frischem Oregano und Cabernet Dorsa oder Lachstatar und Gelber Muskateller – wobei Letztere sich als besonders gelungene „Paar“ erwies. Der würzige 2022er Gelber Muskateller mit seiner goldgelben Farbe, Citrus- und reife exotische Fruchtnoten schmeckte köstlich zum leicht gewürzten Fisch.


Als Hauptgang gab es Pute mit Spinat und Feta-Käse überbacken und einer sämigen Steinpilzsoße auf Reisnudeln serviert. Dazu wählte Christoph sein 2022er Weissburgunder- & Chardonnay-Cuvée.


Keine leichte Aufgabe, wenn Umami ins Spiel kommt aber der fruchtige Geschmack und Duft der beiden Burgundersorten, ergänzt mit einer nicht prägnanten, aber wahrnehmbaren Holz Note, rundete dieses Gericht wunderbar ab.



Ein Lob an der Stelle geht an Herrn Armauer, Christophs Koch und ein großes Dankeschön an Christoph Lösch für die Einladung.


Christoph Lösch schreibt die Geschichte des Klosterhofs weiter und wie sie in Rhoihesse sagen: „Mer strunze net, mer hunn.“

Und Er hat.



Weitere Informationen, auch zu den geplanten Events rund um den Klosterhof, finden Sie unter:



Oder rufen Sie einfach mal an:


+49 (0) 6242 914380.

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