DIE STARKE ZWEITE REIHE
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- vor 3 Tagen
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Weingut Daniel Then & Weingut Johannes Zang
FRANKEN

Trotz der großen Anzahl an VDP-Betrieben hat Franken, laut Hermann Schmitt, dem Geschäftsführer des Fränkischen Weinbauverbands, auch eine starke „Zweite Reihe“.
Ein Beispiel ist Sommerach, „der Ort an der Sonnenseite des Flusses“ und das Herz des fränkischen Weinbaus. Nicht ohne Grund wurde Sommerach kürzlich von den InFranken.de-Lesern zum Schönsten Dorf Frankens gewählt. Ein historischer Stadtkern mit malerischen Fachwerkhäusern und Gassen, ein eigener Badestrand und über Radwege entlang des Mains, teils durch Rebanlagen, gut erreichbar.

In einer der ältesten Weinbaugemeinden Frankens sind die Kollegen Daniel Then vom Weingut Then und Johannes Zang vom Weingut Johannes Zang tief verwurzelt. Zudem sind sie miteinander verwandt. Beide haben den elterlichen Weinbaubetrieb übernommen und führen somit die Familientradition fort: Daniel in der fünften und Johannes in der dritten Generation.


Der Altfränkische Satz darf im Programm nicht fehlen, und doch sind ihre Weinportfolios so unterschiedlich wie ihre individuellen Charaktere. Daniels „Alter Satz“ war ein Wunschkind. Im Jahr 2019 konnte er die Pflanzung mit 18 verschiedenen Rebsorten auf dem besten Gewann der Ersten Lage Sommeracher Katzenkopf realisieren. Der 2023er Altfränkische Satz trocken – Bio-Erste Lage Sommeracher Katzenkopf von Daniel ist schlank, mineralisch, mit ausgeprägten Zitrusnoten in der Nase, Wildkräutern am Gaumen und einer langanhaltenden Salzigkeit.
Der „Alter Satz“ von Johannes ist einige Jahre älter. Von den 35 verschiedenen wurzelechten Rebsorten konnten bisher 16 zugeordnet werden. Ein seltener Schatz, aus dem er eine Rarität vinifiziert. Der von der Flurbereinigung verschonte Weinberg ging 1989 mit der Einstellung eines neuen Mitarbeiters in seine Familie über. Den Überlieferungen zufolge sind die Reben etwa 190 Jahre alt und somit die ältesten Reben Frankens.

Der Muschelkalk, ein sehr hartes Gestein, bildet die Grundlage fast aller Reben im Maindreieck. Im Rimbacher Landsknecht, wo Johannes’ „Alter Satz” gedeiht, ist der Boden jedoch tiefgründiger. Solche winzigen Terroir-Abweichungen – ob im Boden, bei der Höhenlage oder der Hangausrichtung – sowie die Nähe zum Main machen den kleinen, aber feinen Unterschied im Wein aus.
Der 2023er „Alter Satz trocken anno 1835 Rimbacher Landsknecht” vom Weingut Johannes Zang ist würzig-trocken, feinfruchtig und säurebetont – aber definitiv kein Wein für Einsteiger.
Auch Daniel Then ist kein Anfänger. Seine Weine sind so direkt wie er selbst, die Handschrift ist präzise. Seit 2022 ist er mit 9 Hektar Rebfläche biozertifiziert und rückblickend weiß Daniel, dass es die einzig richtige Entscheidung war. Dass er heute noch die Weinberge seines Großvaters pflegen darf, erfüllt ihn mit Stolz. Mit einem nachhaltigen, vorausschauenden Blick geht er sorgfältig damit um – für zukünftige Generationen. Das Weingut Then, ehemals Gasthaus „Zum Löwen“, stammt aus dem 16. Jahrhundert. Als Daniel im Jahr 2009 seinen Gewölbekeller freistemmte, wurde das Untergeschoss für den neuen Jahrgang gerade noch rechtzeitig fertig. An dem Tag, als wir Sommerach besuchten, stellte uns Daniel in diesem Gewölbekeller sein Beton-Ei vor.
DIE FRANKEN HABEN EIER

In seinem 1691 erschienenen Werk „Der Deutschen Sprache Stammbaum und Fortwachs, oder Teutscher Sprachschatz“ führte Kaspar von Stieler den Begriff „Bocksbeutel“ auf den Hodensack eines Ziegenbocks zurück. So ist es nicht verwunderlich, dass in den Weinkellern Frankens weitere „Eier“ - in diesem Fall aus Beton - zu finden sind. Schuld daran ist ein von der Deutschen Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ) unterstütztes Weinprojekt in Georgien. Zum Aufbau eines Systems zur Sicherung der Weinqualität, wurden Fachleute aus Deutschland nach Georgien entsandt. Unter ihnen war der damalige Präsident der Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG), Hermann Kolesch. Als Herr Kolesch die ersten Amphoren aus Georgien mit nach Franken brachte, tauchte das Thema „Beton-Ei” wieder auf. Die zunächst skeptische Weinkontrolle führte analytische Tests durch und prüfte die Betoneier auf Dichtigkeit, Sicherheit, Geschmack und Hygiene. Das erste Urteil der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau fiel vernichtend aus, inzwischen scheinen jedoch alle Schwachstellen bei den Herstellungsverfahren behoben zu sein.

Auf der Suche nach einem neutralen Material für die Vinifikation seiner Top-Silvaner-Trauben kam für Daniel Then im Jahr 2015, nur Beton infrage. Allerdings sollten zwei Jahre vergehen bis er von seiner Investition überzeugt war. Im ersten Jahr spielte das Wetter nicht mit und die für das Ei vorgesehene Silvaner-Qualität konnte nicht geerntet werden. Enttäuscht, jedoch nicht entmutigt, schlüpfte zunächst ein hochwertiger, mineralischer Sauvignon Blanc aus dem Ei. Der Wein war filigran, mineralisch und vielschichtig, mit beeindruckender Länge.
Als er schließlich den ersten „Super-Saft“ in seinem Ei ausbauen konnte, wurden Daniels Erwartungen übertroffen. Die Silvaner-Trauben die auf der Maische spontan vergoren waren, stampfte er zunächst leicht mit den Füßen ein. Durch die Zugabe ganzer Trauben wurde eine intrazelluläre Gärung (Semi-Carbonique) gefördert, die dem Wein zusätzliche Struktur verlieh.
Weitere sechs Monate auf der Feinhefe rundeten den Ausbau ab. Um einen Vergleich zu ermöglichen, ließ Daniel neben dem Beton-Ei einen Silvaner im Stahltank ausbauen, wobei er penibel auf die gleiche Gartemperatur achtete.


„Für sein junges Alter war der Wein aus dem Ei einfach fertig. Er ist harmonisch und rund“ so Daniel. „Bei der Mikrooxidation und die optimale Mikroentsäuerung, bedingt durch Material und Form des Betoneis, entsteht eine erkennbare Harmonie. Die Hefen konnten sich nicht verstecken, der Wein war direkt zugänglich. “ Am Abend schenkte uns Daniel den 2024er Silvaner Alte Reben Erste Lage Sommeracher Katzenkopf trocken, der im Beton-Ei vinifiziert wurde, ein. Die 48 Jahre alten Rebstöcke aus seinen besten Katzenkopf-Parzellen lieferten eindeutig die nötige Qualität. Ein Glas voller gelber Früchte und Limette. Dieser Wein hat großes Reifepotenzial.
ZUM EIGENEN GESCHMACK STEHEN
Die rund 750 Hektar große Rebfläche an der Mainschleife, auch Weininsel genannt, ist die größte zusammenhängende Weinbergfläche Frankens und heute fast herbizidfrei.
Johannes Zang ist noch nicht bio-zertifiziert, arbeitet aber seit über zehn Jahren so ökologisch wie möglich. Mit dem Schlepper hält er den Unterstockbereich von Unkräutern frei, um den Boden und das Bodenleben zu schonen. Wenn nötig, hackt er per Hand nach. Noch ist für Johannes die Herausforderung – vor allem bei schlechter Witterung – zu groß. Der Aufwand und die Ausfallgefahr sind ihm bei einer 100-prozentigen Umstellung auf Bio zu hoch. Die Qualitätsweinproduktion bleibt ein risikoreiches Unterfangen, daran wird sich so schnell nichts ändern.

Johannes, ein eher zurückhaltender Winzer, absolvierte im Jahr 2007 seinen Abschluss an der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau als Drittbeste. Mit seinem ausgeprägten Geschmacks- und Geruchssinn steht im Weingut Johannes Zang der Begriff: „Junges Franken“ für frisch, jugendlich und fruchtig. Genauso sollte im Jahr 2019 sein erster Sekt werden. Nach eigenem Geschmack produzierte er eine Zang Perle – nicht sauer, wie er den Sekt bislang empfunden hatte - sondern cremig, fruchtig und frisch: der reinste Spaß im Glas.

Im Keller vom Daniel Then kamen wir in den Genuss, Johannes' 2023er Weißburgunder Brut zu verkosten. Früh gelesen, wurden die Trauben zur Hälfte in Stückfass, zur Hälfte in Edelstahl vergoren. Nach einer 15-monatigen Lagerung auf der Feinhefe ist Johannes' Sekt fruchtig, aromatisch und frisch geworden. So schmeckt "Junges Franken".
RICHTIG EINREIHEN
Beide Winzer haben eine große Fangemeinde und vermarkten ihre Weine selbst. Verkauft wird hauptsächlich an Endverbraucher, deren Geschmack den Winzern bekannt ist. Nach einer gelungenen Verkostung bietet sowohl Daniel als auch Johannes und direkt auf dem Hof, eine Übernachtungsmöglichkeit an. Alternativ steht der Sommeracher Campingplatz zur Verfügung. Ihre Erfahrungen, sowohl national als auch international – Johannes in Neuseeland und Daniel in Südafrika – machen Johannes und Daniel offen für Neues. Ob Neupflanzungen, internationale Rebsorten oder ein neues Ei aus Granit – alles wäre denkbar.
Eine „ZWEITE REIHE“ in Franken? Viel eher, eine starke Gemeinschaft und eindeutig, die ERSTE WAHL.

Mein Dank gilt den Organisatoren und allen beteiligten Winzern für den warmherzigen Empfang.
Insbesondere Franken - Silvanerheimat und sowohl Daniel Then als auch Johannes Zang.
Möchten Sie mehr über das Weinbaugebiet Franken erfahren, können Sie alle Berichte der Pressereise im Weinfeder e. V. Journal "Franken-Special" hier nachlesen.
FRANKEN ist definitiv, eine Reise wert!
Im Juli 2025