Die älteste Württembergische Wein-Stadt mit HERZ.
Seit 1971 lädt das deutsche Weinbaugebiet Württemberg, genauer gesagt, das Heilbronner Weindorf, Kenner und Genießer zu elf genussvollen und abwechslungsreichen Tagen rund um das historische Heilbronner Rathaus zum jährlichen Genussevent ein.
In diesem Jahr findet das Fest von 7. bis 17. September, und zwar zum 51. Mal.
Somit hieß es für mich; „ab nach Heilbronn“! Aber nicht ohne Einladung.
Diese habe ich vom Geist des herzlichen Fests und Geschäftsführer der Heilbronn Marketing GmbH Steffen Schoch, persönlich erhalten. Eine Einladung, die ich dankend entgegennahm.
Also ging es am Sonntag voller Vorfreude, nach Heilbronn.
Dort durfte ich als Juror an der traditionellen Burgunderprobe im Ratskeller der Stadt Heilbronn teilnehmen.
Das Weinbaugebiet Württemberg ist das viertgrößte Weinbaugebiet Deutschlands und laut DWI dominieren dort, mit fast 70 Prozent, die roten Rebsorten. Beim Besuch der Weinstände und nach Betrachtung der vielen angebotenen Weine, war dies nicht offensichtlich.
Auf dem Weg nach Heilbronn sah ich überhaupt nur wenige Weinberge, was mich sehr wunderte. Eher wurde die Fahrt von etlichen, sich nicht drehenden Windrädern und Maisfelder begleitet.
Vor meinem Besuch in Heilbronn hatte ich mich ein wenig mit der Stadt und ihrer Historie beschäftigt. Als Stadtführerin der Kurstadt Bad Kreuznach vermutete ich anhand des Namens der Stadt, dass sie ein heilsamer Ort gewesen sein musste. Im Stadtarchiv nachgeschlagen, wurden meine Vermutungen zum Teil bestätigt.
Namentlich tritt Heilbronn erstmals um die Mitte des 8. Jahrhunderts in Erscheinung, und zwar als "Helibrunna". Dabei bezieht sich der zweite Teil des Namens auf jeden Fall auf die Quelle, die einst neben der heutigen Kilianskirche aus dem Boden trat. Aber ob der erste Wortteil „heilig“ oder "heilend“ bedeutet, steht bis heute nicht fest.
Bei meinem Besuch war es für mich mindestens genauso wichtig herauszufinden, ob mir die rund 350 Weine (im Auftakt-Jahr 1971 gab es „nur“ 78 Weine zu verkosten), die dort persönlich von den Wengerter ausgeschenkt wurden, schmeckten.
Allerdings habe ich mir lediglich 24 Stunden Zeit gegeben, nicht wirklich ausreichend, um alles probieren zu können. 😉
Dabei darf man nicht vergessen, dass mein Geschmack bzw. Weinvorliebe nur meine persönliche Empfindung darstellt. Wein und dessen Genuss ist sehr individuell, auch Tagesform abhängig.
Angeboten wurde eine sehr breite Palette an Weinen, Sekten und Seccos, auch einige „Alkoholfreie“ Weine. Abgerundet wurde der Weingenuss mit einem wahnsinnigen Essensangebot, das von marokkanischen Sandwiches und vietnamesischem Street Food bis hin zu traditionellen und deftigen schwäbischen Genüssen reichte.
Nach der Probe haben mich insbesondere zwei aromatische Weine überzeugt; ein trocken ausgebauter Muskateller von der Felsengartenkellerei Besigheim und eine Scheurebe vom Heinrich Weingut aus Heilbronn.
Herzlichen Dank schonmal, für diesen Genuss!
Die Burgunder-Weinprobe Ergebnisse bestätigten mir das, was ich aus Erfahrung schon festgestellt habe; jeder Winzer hat eine eigene Handschrift die wie ein roter Faden durch sein Sortiment wahrnehmbar ist. Der Sieger der diesjährigen Burgunderprobe hatte einen guten roten Faden, denn es war nicht nur sein Weißburgunder, der mir gut schmeckte, sondern auch andere, die ich später probierte.
Nun, die eigentliche Burgunderprobe
Hier in Deutschland ist Burgunder die Sammelbezeichnung für Weine aus der Pinot-Familie deren Ursprung nicht zu 100 % fest steht. Die echten Burgundersorten sind eine natürliche Mutation des Pinot Noir bzw. des Schwarzriesling (Pinot Meunier).
Weiße Burgunderreben sind Löss und Kalksteinboden Liebhaber – sie reifen spät, sind wenig krankheitsanfällig und Frostresistent, aber wegen der Dichtigkeit der Beeren anfällig für Botrytis.
Burgunder Weine werden gerne im Holzfass ausgebaut, ob Rot oder Weiß. Das hat seine Vor- und Nachteile, denn oft werden die natürlichen Eigenschaften der Traube mehr übertönt, als dass sie untermalt werden und sind nicht Jedermanns’ Sache.
Alle Weine bei der Heilbronner Burgunder-Probe wurden von rund 50 eingeladenen Juroren, darunter Winzer, Kellermeister, Händler, Touristiker, Gastronomen, Journalisten und weinliebenden Kunden, verdeckt unter die Lupe genommen.
Die Aromen der Burgunder Weine reichen beim Weißburgunder von Apfel, Birne, Quitte, Aprikose, Zitrusfrüchte bis hin zur frischen Ananas. Bei den Grauburgundern und Chardonnay darf es kraftvoller zugehen, wobei frische Butter, Trockenobst wie Rosinen und mehr exotische Früchte spürbar sein dürfen. Eins sollten sie alle haben; eine frische und knackige Säure.
Bei der Juroren-Runde merkte ich schnell, dass einige der Anwesenden Bewerter Urgesteine der württembergischen Weinszene waren, die auch sehr viel Konstruktives zum Event beitrugen.
Eröffnet wurde die Probe durch Herrn Steffen Schoch, der zunächst den ehemaligen Oberbürgermeister der Stadt Heilbronn, Herrn Helmut Himmelsbach begrüßte.
Herr Schoch sprach die Wichtigkeit des Festes und der Weinprobe für alle Wengerter der Region an, denn die Statistiken besagen, dass jeder zweite Wein, der in der Region getrunken wird, nicht aus der Region stammt. Hierfür gibt es bestimmt einige Gründe, meiner Meinung nach liegt diese Tatsache definitiv nicht an der Qualität.
Später wurde das Thema auch von Herrn Martin Heinrich angesprochen (Weingut G.A. Heinrich), der erklärte, dass noch einiges für die Zukunft der Kulturlandschaft Württemberg und den württembergischen Wein getan werden muss. Nicht zuletzt und vielleicht vor allem muss der Wengerter Beruf populärer gemacht werden, um neue Ideen und frisches Blut hineinzubringen und die Motivation für die württembergische Weinwelt nachhaltig zu steigern.
Jedenfalls waren sich die Anwesenden einig; die Geschäftsleitung der Heilbronner Stadt Marketing GmbH könnte nicht besser besetzt sein.
Geleitet wurde die Probe auf unterhaltsame, informative und fachmännische Weise von Herrn Dr. Dieter Blankenhorn, dem Direktor der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg, flankiert von Herrn Martin Heinrich (Weingut G.A. Heinrich) und Herrn Justin Kircher (Vorstandsvorsitzender der Genossenschaftskellerei Heilbronn).
Die Runde war eine vertraute Gruppe die sich kannte, eine Gruppe, die auch die Weine mit fachmännischem Interesse verkostete, eine Gruppe, die mit Liebe zum Kulturgut Wein dabei war und die sich zum Teil kritisch, aber nie abwertend den Weinen gegenüber äußerten.
Respekt vor dem Handwerk und der Arbeit im Weinberg und Keller standen definitiv im Vordergrund, aber nicht nur das. Im Hinblick auf das Marketing der Region wurde auch über die Zukunft, über den aktuellen Markt und die Verkaufspotenziale der Weine diskutierten.
Bewertet wurde nach dem 100-Punkte-System, allerdings etwas anders, als ich es von der Selection kenne. Dabei wurde die Punktezahl über • Aussehen (Klarheit/Farbe), • Nase (Frucht, Intensität), • Geschmack (Rebsorten-Typizität und Intensität), • Abgang (Länge) und • Gesamteindruck (Trinkspaß) von den Juroren nicht einzeln abgegeben, sondern eine Endbewertung direkt vermerkt. Dazu konnte man seine Bewertung auf dem Bogen mit Kommentaren ergänzen.
Für mich war die direkte Ernennung einer Gesamtpunkzahl schon eine Herausforderung, die sich allerdings nicht auf das Endergebnis auswirkte.
Insgesamt wurden 18 „Weiße Burgunder“ vorgestellt. 6 Weißburgunder (darunter ein Pinot Blanc), 7 Grauburgunder, 4 Chardonnay (einer davon als Cuvée mit Weißburgunder) und eine Cuvée Blanc.
Wie zu erwarten hatte jeder Wein seinen eigenen Stil. Den einen überzeugte das Bouquet, den anderen der längere Abgang mit mehr Kraft.
Eins hatten sie gemeinsam, sie waren alle gut, nur manche „etwas besser“.
Von der Nahe kommend bin ich gute Weine gewohnt und jedes Anbaugebiet hat etwas Individuelles, das es ausmacht.
Die Weine, die ich in Württemberg verkosten durfte, haben mich überzeugt, sodass ich euch nur empfehlen kann, das Weinbaugebiet selbst zu erkunden.
Es bleibt sogar noch ein wenig Zeit auf das Fest zu gehen!
Am nächsten Tag wurden abends um 18.30 Uhr die Gewinner bekannt gegeben.
Zugegeben, als ich das Resultat erfuhr, war ich leicht „erleichtert“, denn unter den prämierten Weinen auch meine eigenen Favoriten lagen.
Die Bestätigung für mich als nicht Weinstudierte, nicht völlig danebengelegen zu haben, auch wenn meine eigenen Kinder manchmal das Gegenteil behaupten 😉
Die Hotelempfehlung war auch ein Volltreffer; das Insel-Hotel kann ich jedem nur empfehlen und freue mich schon auf dem nächsten Besuch.
Die Siegerweine, worunter für mich ein Weingut insbesondere herausstach, und verdient den ersten Platz erreichte, wurden wie folgt kuriert;
Der erste Platz: der 2021er Heilbronner Hinterer Hundsberg Weißer Burgunder trocken vom Heilbronner Weingut G.A. Heinrich mit 89,02 von 100 Punkte.
Der zweite Platz: der 2022er EXCLUSIV Chardonnay mit Weißburgunder, im Barrique gereift von Grantschen Weine der Genossenschaftskellerei Heilbronn mit 88,78 Punkten.
Der dritte Platz: der 2022er Grauburgunder „Poet Eduard Mörike“ von den Lauffener Weingärtnern.
HERZLICHEN GLÜCKWÜNSCH!!!
Lieber Steffen, liebe Stadt Heilbronn, liebe württembergische Wengerter,
herzlichen Dank dafür, dass ich dabei sein dürfte, um eure Weine, eure Sitten und die vielen Persönlichkeiten, die hinter euren Kulturgut-Wein stecken kennenzulernen. Ich habe mich bei der wunderschönen Atmosphäre des Heilbronner Weindorfs sehr wohlgefühlt.
Es war mir ein Vergnügen euch zu besuchen, ein Besuch die nicht lediglich Geschmack auf mehr gemacht hat, sondern eine, die sich gerne wiederholen darf.
Ich freue mich über ein Wiedersehen, gerne bei uns an die Nahe.
Ganz liebe Grüße aus dem Naheland,
Gail Treuer
September 2023
Fotocredit: Stadt-Marketing Heilbronn GmbH & Gail Treuer
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